Stillen

Die wundersame erste Mahlzeit Ihres Babys

Stillen ist mehr als nur eine Ernährungsfunktion – Stillen ist ein besonderer Körperkontakt zwischen Mutter und Baby, welcher für eine normale emotionale und psychosoziale Entwicklung des Kindes sorgt. Was sollte man über diesen wichtigen Prozess wissen?
Stillen ist mehr als nur eine Ernährungsfunktion – Stillen ist ein besonderer Körperkontakt zwischen Mutter und Baby, welcher für eine normale emotionale und psychosoziale Entwicklung des Kindes sorgt. Was sollte man über diesen wichtigen Prozess wissen?

Stillen ist eine schwere körperliche Arbeit, die in einem engen Zusammenhang mit dem hormonellen Haushalt der Frau steht. Bereits in der Schwangerschaft wird eine Reihe Hormone ausgeschüttet, welche die Brüste zum nachkommenden Stillen vorbereiten. Durch ein geregeltes Zusammenspiel von Östrogen, Progesteron, Prolaktin, Insulin und Relaxin geschieht die sogenannte Galaktogenese: die Brüste wachsen und die Milchdrüsen, Milchgänge und Milch-Alveolen bereiten sich auf die Milchabgabe vor. Eines der wichtigsten Hormone für die Milchbildung ist Prolaktin, und nicht zufällig steigt sein Level während der Schwangerschaft um das zweifache an. Man nennt es „Mütterlichkeitshormon”, da es auch für besondere Gefühle der Mutter zu ihrem Baby sorgt. Das „Bindungshormon” Oxytocin verringert nicht nur die Ausschüttung von Stresshormonen bei Mutter und Kind, sondern baut die Bindung zwischen ihnen auf. Es ist daneben für die Kontraktion der Muskelzellen in der Gebärmutter (Stillwehen) und für das erleichterte Milchausstossen beim Stillen zuständig. Dieses wichtige Hormon wird durch Saugen an der Brust und durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt ausgeschüttet. Dank diesem besonderen Kontakt unmittelbar nach der Geburt findet das auf dem Mutterbauch liegende Baby die Brustwarze selbstständig. Saugen ist ein wichtiger Reflex, welcher die Gaumen- und Kieferentwicklung des Säuglings positiv beeinflusst und seine Kopf- und Halsmuskulatur kräftigt.



Muttermilch ist für das Baby von grosser Bedeutung: sie unterstützt seinen Energie- und Wasserhaushalt, liefert Omega-3-Fettsäuren für die Entwicklung seines Gehirns und hochwertiges Eiweiss für sein Wachstum. Daneben ist Muttermilch leicht verdaulich und begünstigt gesunde Darmflora. Eine der wichtigsten Aufgaben der Muttermilch ist es, das Immunsystem des Säuglings zu unterstützen und eine gute Abwehr gegen verschiedene Krankheitserreger aufzubauen. Das Immunsystem des Babys ist noch nicht vollständig entwickelt und Muttermilch versorgt es mit Antikörpern, um einen guten Infektionsschutz aufzubauen. Lactoferrin ist auch an diesem Prozess beteiligt und nimmt daneben an der Aufnahme des Eisens aus Muttermilch teil.

Stillen ist nicht nur für das Baby, sondern auch für die Mutter von grossem Nutzen. Es hilft, durch viel Körperkontakt eine sichere emotionale Bindung zum Kind aufzubauen, und verringert das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs, für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes mellitus, Endometriose, Osteoporose und Übergewicht. Durch Stillen wird vermehrt Prolaktin ausgeschüttet, was die Mutter gelassener macht. Manchmal scheint die Milchproduktion für das Stillen unzureichend zu sein. In diesem Fall ist es empfehlenswert, diese anzuregen.

Es ist wichtig, auf ein richtiges Stillenverhalten zu achten. Hier finden Sie die besten Tipps dafür.

  • Sichern Sie einen ungestörten Haut-zu-Haut-Kontakt des Babys auf Ihrem Bauch unmittelbar nach der Geburt. Stören Sie Ihr Baby nicht bei seinen selbständigen Versuchen, die Brustwarze zu finden.
  • Legen Sie Ihren Säugling so oft an, wie er danach verlangt, auch in der Nacht. Das ist besonders in den ersten Wochen wichtig und sorgt für einen gesunden Milchfluss. Beim Stillen wird Prolaktin ausgeschüttet, welches dann nachts wieder beim Einschlafen hilft.
  • So komisch es mal klingen mag: passen Sie auf nasse Windeln Ihres Babys auf. Als normal gelten mindestens 6 nasse Windeln und 3 bis 4 Mal Stuhlgang in den ersten Lebenswochen. Dies bedeutet, dass Ihr Kind ausreichend Milch bekommt.
  • Ernähren Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich und beachten Sie, dass sowohl Unter-, als auch Überernährung die Milchproduktion verringern kann. Setzen Sie auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und andere vitamin-, mineralstoff- und proteinhaltige Lebensmittel. Unentbehrlich sind auch zwei Portionen fetthaltiger Seefisch (wie Lachs, Hering oder Makrele) pro Woche.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für jeden Stillvorgang. Finden Sie einen ruhigen, sicheren Platz, wo Sie niemand stören kann und entspannen Sie sich.
  • Sorgen Sie für die ausreichende Milchbildung. Hier gilt: ist die Brust voll und wird sie lange Zeit nicht entleert, produzieren die Drüsen danach weniger Milch. Wichtig ist also, die Brust häufiger zu entleeren. Sie können entweder Ihr Baby öfter anlegen oder häufiger abpumpen.
  • Die abgepumpte Milch können Sie in Glas- oder Hartplastikflaschen bei Raumtemperatur bis sechs Stunden, im Kühlschrank bis zu drei Tagen und im Tiefkühlfach bis zu sechs Monaten aufbewahren. Diese Milch sollte aber nicht in der Mikrowelle erwärmt werden. Verwenden Sie einen Flaschenwärmer oder einfach fliessendes warmes Wasser dafür.
  • Viele greifen zu Stilltees, welche die Milchbildung anregen. Zu den gängigsten Zutaten gehören Bockshornklee und Fenchel. Sie beeinflussen positiv den Fettgehalt der Muttermilch, fördern die Gewichtszunahme des Babys und erhöhen die Milchmenge.
  • Alkoholhaltige Kosmetika, Seife sowie duftende Cremes und Öle an der Brust sind tabu: sie trocknen die empfindliche Brusthaut aus und können auch das Baby irritieren.
Probieren Sie diese Tipps selber aus und finden Sie heraus, welche davon für Sie und Ihr Baby am besten passen.

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Muttermilch
Bio-Säuglingsmilch
Babybrei
mehrere
ich hatte (noch) kein Baby
Die Umfrage ist vollkommen anonym. Es werden keine persönlichen Daten gespeichert. Es ist nur eine Abstimmung pro Person möglich und erlaubt.

Fakten zum Thema

  • Stillen ist zwar ein ganz natürlicher Prozess, jedoch klappt nicht immer alles reibungslos und man braucht manchmal etwas Geduld und Erfahrung.
  • Gestillte Kinder leiden in ihrem Leben seltener an Allergien, Adipositas, Diabetes mellitus, hohem Blutdruck und Infektionen des Magen-Darm-Traktes sowie des Mittelohrs.
  • Mindestens vier Monate Stillen beugen Allergien vor.
  • Gestillte Kinder zeigen weniger Lernschwierigkeiten und sind vermutlich ihr ganzes Leben lang stressresistenter als Nicht-Gestillte.